Spielen im Orchester

Das Spielen im Orchester stellt etwas andere Anforderungen an den Akkordeonspieler und die -spielerin als das Solospielen.

Beim Solospielen sind bekanntlich beide Hände beschäftigt: Die rechte Hand spielt auf der Diskantseite die Melodie und die linke Hand auf der Bass-Seite die Begleitung, die aus den Grund- und Terzbässen und den Begleitakkorden besteht. Spielt man in einem Akkordeonorchester entfällt letzteres. Die Begleitung übernimmt hier eine eigene Begleitgruppe, die üblicherweise aus einem oder mehreren Bass-Akkordeons (siehe hierzu weiter unten) und den Instrumenten der 4. Stimme besteht. Dieses Arrangement wurde in den 30er Jahren beim Orchester des Hauses Hohner entwickelt.

Das Standardinstrument in allen Gruppen ist das chromatische Piano-Akkordeon. Da nicht für alle Partituren Griffschriftnoten für diatonische Instrumente verfügbar sind, hat der Verein eine Transkriptions-Software beschafft, mit der reguläre Noten in Griffschrift umgewandelt werden können. Damit stehen unsere Gruppen auch Spielern von diatonischen Instrumenten offen.

Die meisten Partituren sind für drei Melodiestimmen und Begleitung gesetzt, d. h. das Orchester besteht aus mindestens fünf auch räumlich zusammengefassten Gruppen: Drei Stimmen für die Melodie, vierte Stimme sowie Bassakkordeon(s) für die Begleitung. Dabei übernimmt die vierte Stimme in der Regel die Begleitakkorde zu den vom Basso (siehe nächster Absatz) gespielten Begleit-Grundtönen. Hinzukommen können Schlagzeug, Electronium, Keyboard, Gitarre ... Bei anspruchsvollen Stücken können die einzelnen Stimmen auch in sich noch weiter unterteilt sein.

Das erste reine Bass-Akkordeon, auch "Basso" genannt, entstand aus der Erfahrung mit dem hauseigenen Akkordeonorchester heraus in den 30er Jahren bei Hohner. Bass-Akkordeons sind spezielle Akkordeons, denen die Knöpfe der (linken) Bass-Seite fehlen und deren (rechte) Diskantseite dafür die Tonlage der Begleitbässe eines üblichen Akkordeons aufweist, aber auf einer normalen (Piano-) Tastatur und mit einem Tonumfang von meist drei Oktaven (C bis c2). Damit sind weitaus umfangreichere spielerische und musikalische Möglichkeiten gegeben als mit der Bass-Seite eines üblichen Akkordeons, auf dem die Begleitbässe nur gerade eine Oktave umfassen. Die Noten für das Bass-Akkordeon sind natürlich im Bass-Schlüssel (F-Schlüssel) gesetzt.

Um dem Bass-Akkordeon, das im Orchester gegenüber den anderen Stimmen zahlenmäßig im Hintertreffen ist, mehr Durchsetzung zu verschaffen, besitzt es ein eingebautes Mikrofon und wird an einem Verstärker betrieben.

Die Aufteilung auf Melodie- und Begleitstimmen erleichtert besonders Anfängern das Spielen im Orchester ungemein, da sie sich ganz auf das Melodiespielen mit der rechten Hand konzentrieren können. Auf der anderen Seite muss sich der bisherige Solospieler daran gewöhnen, sich der Leitung und den Anordnungen und Vorgaben eines Dirigenten zu fügen und mit ihm während des Spielens Blickkontakt zu halten.

Der Gesamtklang eines Akkordeonorchesters setzt sich logischerweise aus der Summe der Einzelklänge der verwendeten Instrumente zusammen. Hier sind dem musikalischen Leiter oder bereits dem Komponisten oder Arrangeur durch die Wahl unterschiedlicher Register in den Stimmen und dort wiederum unterschiedlicher Klangfarben (z. B. mit/ohne Cassotto) mehr Möglichkeiten gegeben, als der Laie zu glauben geneigt ist.

Weitere Möglichkeiten, den Klangkörper zu erweitern und zu vervollkommnen, bieten Zusatzinstrumente. Eines, das in vielen Akkordeon-Orchestern verwendet wird, ist das Electronium. Dies ist ein, wie der Name sagt, elektronisches Instrument in Form eines Akkordeons ohne Bass-Seite. Mit ihm lassen sich mit der Spielweise eines Akkordeons durch eine Reihe von Registern die Klangfarben anderer, natürlicher Instrumente erzeugen, die geeignet sind, den Klang eines Akkordeon-Orchesters zu bereichern. Oft werden inzwischen auch Keyboards eingesetzt, die aber klanglich nicht unbedingt für das Zusammenspielen mit Akkordeons optimiert sind. Viele neuere Kompositionen für Akkordeonorchester weisen allerdings Keyboardstimmen auf.

Außerdem darf natürlich auch ein Schlagzeug nicht fehlen. Auch das ist im Besitz des Vereins.